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Evangelische Bildung fördert und unterstützt den Erwerb beruflicher und berufsbezogener Kompetenzen und Qualifikationen.
Evangelische Bildung ermutigt Menschen, die Gegenwart und Zukunft zuversichtlich zu gestalten.
Wir vertreten eine Bildung, die die Menschen stärkt und Gerechtigkeit fördert.
Evangelische Bildungsarbeit ermutigt und befähigt Men­schen, ihre schöpferischen Möglichkeiten zu nutzen. Sie steht für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ein.

Evangelische Bildungsarbeit ermutigt und befähigt Men­schen, ihre schöpferischen Möglichkeiten zu nutzen. Sie steht für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung ein.

Evangelische Bildung schafft Möglichkeiten zu gesellschaftlicher Teilhabe und zur Bewältigung der Anforderungen in der Lebenswelt.
Evangelische Bildung schafft Toleranz und Transparenz im Umgang mit Konflikten, kulturellen und sozialen Unterschieden.

Evangelische Bildung schafft Toleranz und Transparenz im Umgang mit Konflikten, kulturellen und sozialen Unterschieden.

Evangelische Bildung fördert die Persönlichkeit und Identität des Menschen als Gottes Geschöpf.

Evangelische Bildung fördert die Persönlichkeit und Identität des Menschen als Gottes Geschöpf.

Wie gestalten wir Grundbildung in einer vielfältigen, alternden Einwanderungsgesellschaft?

Düsseldorf/Dortmund, den 18.8.2025  

Die Ev. Erwachsenenbildung NRW organisiert in ihren 70 Regionalstellen jährlich circa  15.000 Bildungsveranstaltungen für circa 200.000 Teilnehmende. Daran wirken mit: 200  Hauptamtliche, 2500 Honorarkräfte und circa 2300 Ehrenamtliche.Somit sind ev. Weiterbildungseinrichtungen in den meisten Regionen in NRW verlässlich  präsent. Im Grundbildungsbereich kooperieren sie eng mit diakonischen Einrichtungen und Beratungsstellen, Kirchengemeinden und anderen Religionsgemeinschaften, Kitas,und zivilgesellschaftlichen Akteuren. Durch ihre Netzwerke erreichen sie auch Menschen, die von regulären Bildungsangeboten oft nicht angesprochen werden. Sie schaffen Lernräume, die Zugehörigkeit, Teilhabe und persönliche Entwicklung fördern. „Dabei ist es möglich, auf Strukturen zurückzugreifen, die anderen Trägern nicht zur Verfügung stehen, insbesondere im ländlichen Bereich. Über die Kirchengemeinden kann ehrenamtliche Hilfe organisiert werden.“ (Grotlüschen 2025, S. 143; 1)   

Folgende Empfehlungen sind aus dieser Arbeit erwachsen  

1. Handlungsfelder und Möglichkeiten zur Kooperation  

Besonders wichtige Handlungsfelder, orientiert am „Action Plan on Basic Skills“ der EU:   
• Literalität: Lesen und Schreiben 
• Citizenship (Bürgerschaft): Fähigkeiten und Wissen, die für eine aktive Teilhabe als Staatsbürger notwendig sind: politische Grundbildung, Kenntnisse von Rechten und Pflichten, Verbraucherbildung und Fähigkeiten zur demokratischen Teilhabe   
• digitale Grundbildung: Anwendungskompetenzen digitaler Medien, Kritische Medienkompetenz, digitale content creation, Datenschutz und Datensicherheit   
• mathematische und finanzielle Grundbildung: die Fähigkeit, mathematische Probleme im Alltag zu lösen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen   
• Gesundheit, Pflege, Ernährung, Erziehung 

Kooperationen als Gelingensfaktor   
Bewährte Partnerschaften finden sich in: Betrieben, Kirchengemeinden und  
Religionsgemeinschaften, Wohlfahrtsverbänden, Integrationskursträgern, Familienzentren 
und Grundschulen, Banken und Schuldnerberatungen   

2. Bewährte Ansätze sowie besondere Herausforderungen  

• Lebensweltorientierung und Sozialraumorientierung 
• Subjektorientierung: „Für die konzeptionelle Diskussion von Grundbildung und 
Alphabetisierung ist das (…) dargelegte subjekt- und biografieorientierte  
Bildungsverständnis ebenso hilfreich wie der Fokus auf „selbstverantwortetes  
Lernen“ und „Eigenverantwortlichkeit““ (Schreiner 2025, S. 17; 2)   
• Peer-to-Peer-Ansätze 
• Beratungsangebote und sozialpädagogische Begleitung, um Zugang zu 
Grundbildungskursen zu ermöglichen und bei Bedarf Hürden zu bewältigen.  

Herausforderungen für Menschen mit Migrationsgeschichte:   
• Heterogenität der Lerngruppen; individuelle Lernbegleitung ist sehr hilfreich; 
Lehrpersonen müssen qualifiziert werden, diskriminierungssensibel zu agieren   
• Multiple Problemlagen der betroffenen Personen bei zumeist großer 
Lernbereitschaft; Bestehende Beratungsstrukturen sind labil und oft überfordert  

Herausforderungen für Menschen mit Behinderungen:   
• Angebote sollen inklusiv gestaltet werden. Die große Heterogenität der Zielgruppe ist dabei eine Herausforderung (Dolmetscher, Barrierefreiheit, einfache Sprache etc.). Verbesserungen in puncto der räumlichen, technischen, didaktischen und organisatorischen Anforderungen sind notwendig   

3. Grundbildungsangebote für ältere Menschen  

In der 2018 durchgeführten Nachfolgestudie der Level-One-Studie (Leitung von Prof. Anke Grotlüschen) wurden 6,2 Millionen Erwachsene als gering literalisiert angesehen, erreichten also maximal das Alpha-Level 3 (Lesekompetenz geht nicht über die Ebene  einzelner, eher einfacher Sätze hinaus). Bezogen auf das Lebensalter zeigte sich, dass  sich gering literalisierte Erwachsene in allen Altersgruppen finden. Angebote für ältere Menschen erfordern eine besondere Sensibilität im Hinblick auf Lernorte, Ansprache und Gestaltung der Angebote, Umgang mit der Scham der Betroffenen etc.   

Lernorte: vertraute Wege und Räume nutzen: Seniorentreffs, Gemeindehäuser, Mehrgenerationenhäuser, Sozialstationen, Nachbarschaftshilfen...   

Ansprache: Vertraute Gesichter und Beziehungen nutzen statt unpersönlicher Werbung  

Gestaltung:    
• Gemeinschaftserleben ermöglichen; Freude am Lernen vermitteln, so dass das Gelernte besser gespeichert werden kann   
• Erfolge ermöglichen durch angemessenes Lerntempo, altersgerechte Lernmaterialien (statt Schulbuchästhetik), lesefreundliche Schrift   
• Selbständigkeit erhalten und erweitern durch alltagsnahe und anwendbare Inhalte 

4. innovative Methoden und Technologien für verschiedene Zielgruppen der Einwanderungsgesellschaft   

Unterschiedliche Lernformen, Methoden und Technologien sollten eingesetzt werden und ergänzt werden um Tutoring-Ansätze und aufsuchende Angebote im Stadtteil.   

Beispiele im Bereich der evangelischen Erwachsenen- und Familienbildung sind:    
• Das fehlende Puzzlestück (Innovationsprojekt des eeb Nordrhein mit der Zweigstelle in Siegburg) → digitale Grundbildung mit Senioren und Seniorinnen und die Entwicklung von Materialien für die Fortbildung von Kursleitenden   
• MachtMit! (Innovationsprojekt des eeb Nordrhein mit den Zweigstellen in Moers und Essen) → Menschen niedrigschwellig für politische Grundbildung erreichen   
• Familienbildung Aachen: zwei Innovationsprojekte, bei denen Menschen in herausfordernden Lebenssituationen niederschwellig und aufsuchend erreicht wurden (u.a. mit einem Lastenrad mit Laptop als mobiles Beratungsbüro)
• Poltische Grundbildung für Neuzugewanderte; u.a. Studienfahrt nach Berlin (Bundestag, Holocaust-Mahnmal, Mauermuseum, House of One); gefördert auch  mit Mitteln aus der Entwicklungspauschale   

5. Rahmenbedingungen für Sicherung und Weiterentwicklung  

Grundbildungsangebote benötigen Zeit. Sie können nur erfolgreich sein, wenn sie mittelfristige Perspektiven haben und nicht mehr der Projektlogik unterliegen (schneller Erfolg, dann harscher Abbruch, kaum Verstetigung, Frustration auf allen Seiten).   

Grundbildungsangebote brauchen Beratung und Begleitung.
Weiterbildungseinrichtungen haben dafür in den seltensten Fällen ein Budget.  

Fortbildung und Qualifizierung: Die haupt- und nebenberuflichen Mitarbeitenden, sowie 
die Ehrenamtlichen benötigen Fortbildungen z.B. in den Bereichen kultursensible Didaktik, 
Inklusion, digitales Lernen. Dies könnte trägerübergreifend organisiert werden.    

Wissenschaftliche Grundlagenforschung und Evaluationen spezifischer  
Programme: hier besteht hoher Bedarf; zusätzliche Anstrengungen sind wünschenswert.  

6. Anreizstrukturen  

• Bildung vor Ort / kurze Wege 
• Teilnahmegebühren dauerhaft und zuverlässig geringhalten 
• Bildungszeitmodelle mit bezahlter Freistellung für Berufstätige 
• Modelle bzw. Vorbilder aus der eigenen Community, die eine Teilnahme an Grundbildungsangeboten entstigmatisieren und motivieren können   
• Einstiegsangebote wie Lerncafés, Beratungsangebote, Aktionstage 
• Mentoring und Begleitung durch Brückenpersonen 

Fazit  

Mit seinem Weiterbildungsgesetz bietet NRW gute Voraussetzungen, um Grundbildung als Teil lebenslangen Lernens zu fördern. Die gemeinwohlorientierten Einrichtungen der  Weiterbildung haben in sehr unterschiedlichen Projekten umfangreiche Erfahrungen und  Expertise gesammelt, die leider nach Projektende oft abgebrochen werden mussten. An  
diesem Punkt stehen wir jetzt: Die Arbeit kann mit verlässlichen Strukturen und  mittelfristig/langfristig gesicherter Finanzierung sofort an Fahrt aufnehmen. Der Bedarf an  
niedrigschwelligen und somit in der Regel kostenfreien Angeboten ist hoch und derzeit  noch nicht gedeckt. Die Möglichkeiten an Kooperationen z.B. mit Betrieben sind  ausbaufähig. Auch Beratung und (ehrenamtliche) Begleitung können sofort ausgebaut  werden. Gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen ist ein zentraler Beitrag zur Stärkung  unserer Demokratie, die derzeit von vielen Seiten bedroht wird. Mehr Bildungsgerechtigkeit in NRW zu erreichen, sollte deshalb eine hohe Priorität haben. Die Ev. Erwachsenenbildung ist für die Politik in NRW an dieser Stelle eine verlässliche Partnerin.   

Fußnoten   
1Peter Schreiner: Aus Verantwortung für uns alle. In: Stefan Botters et. al (Hg.): Alphabetisierung und  
Grundbildung in Evangelischer Erwachsenenbildung: Aus gutem Grund. Münster: Waxmann 2025   
2Anke Grotlüschen: „Wir müssen hingehen“. In: Stefan Botters et. al (Hg.): Alphabetisierung und   
Grundbildung in Evangelischer Erwachsenenbildung: Aus gutem Grund. Münster: Waxmann 2025